Kunst ist ja so ‘ne Sache. Man mag sie oder eben nicht. Jedenfalls auf emotionaler Ebene. Oder ist es zu langweilig, etwas sofort zu mögen? Kann man sich an einem Bild sattsehen, daß einem auf Anhieb gut gefällt, weshalb man es sich übers Sofa hängt? Braucht Kunst eine intellektuelle Ebene, einen Grund für eine nähere Beschäftigung, damit sie sozusagen groß wird? Oder sind am Ende selbst die blaue Flächen eines Yves Klein mit den Gemälden Caravaggios vergleichbar?
Das sind so Fragen. In Zeiten, in denen versucht wird, Ausstellungen zu Events zu hochzugeigen, sind sie aber wohl müßig. Neulich war ich im Berliner Martin-Gropius-Bau. Dort finden gleich zwei große, mit viel Vorschußlorbeeren versehene Ausstellungen statt. Die Schlange reicht bis zur nächsten Straßenecke. Schlaue Menschen buchen Ihr Ticket daher im Internet.
Bei Frida Kahlo war ich nicht. Nur bei Olafur Eliasson. Und ich hatte meinen Spaß. In gleich mehreren Räumen gibt es lustige Schattenspielereien. Auch weitere Installationen spielen mit dem Auge des Betrachters. Vielmehr machen sie den Betrachter zum Teil des Werks. Das ist raffiniert, mir allerdings gleichzeitig etwas zu dürftig. Um nicht zu sagen banal. Mit experimentellen Effekten kann man sich auch im Technikmuseum vergnügen. Bloß behauptet dort niemand, daß es sich um Kunst handelt. Weshalb wohl die Eintrittskarte weitaus weniger als die Hälfte kostet.
Schön dagegen finde ich die Idee Eliassons, seine Kunst auch außerhalb des Museums zu präsentieren, im öffentlichen Straßenland. So ließ er Holzbohlen als Treibholz in der Stadt verteilen und auch einige Fahrräder, deren Räder durch runde Spiegel ausgetauscht waren. Dies alles schien schnell wieder verschwunden zu sein, findige Sammler reckten ihre langen Finger.
Pfingsten ist nun eins dieser Fahrräder in Prenzlauer Berg aufgetaucht und es steht dort noch heute. Doch angesichts seines Zustands wünscht man sich fast, jemand hätte sich seiner erbarmt und das Schloß geknackt. Denn nach nur wenigen Tagen ist es total ramponiert, die Spiegel sind zigfach gesprungen und teilweise abgesplittert (unteres Bild). Der öffentliche Raum verträgt wohl keine Kunst. Zum Glück kommt niemand auf die Idee, einen Caravaggio an einer Berliner Straßenecke abzustellen. Statt dessen läßt die BVG ihre Betonbuden verzieren wie hier am Nordbahnhof. Und das spottet jeden Vergleichs.
Nachtrag vom 15. Juni 2010: Die zerstörten Spiegelräder sind mittlerweile durch neue ausgewechselt worden.
Nachtrag vom 19. Juli 2010: Mittlerweile ist quasi nichts mehr übrig von dem Fahrrad. Nur das Schloß und der Rahmen hängen noch am Ständer.