Meine Berliner Vorleseabstinenz bekommt Brüche. Diesen Sonntag lese ich beim Frühschoppen im Schlot. Eine Woche später bin ich Gast der Reformbühne und am letzten Maiwochenende zweimal solo zu erleben: Freitag in der Z-Bar, Samstag am Heinrichplatz bei der langen Buchnacht. Näheres unter Termine. Aber glaubt nicht, dass das jetzt immer so weitergeht. Also kommt vorbei, bevor ich wieder weg bin.
Schreiben und Lesen
Meine erste CD
Meine Stimme hat sich von mir losgesagt. Jetzt könnt Ihr sie auch ohne mich mit nach Hause nehmen. Wenn Ihr die CD erwerbt. Das geht, nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich möglich. Die offizielle Übergabe an die Weltöffentlichkeit findet dann am 29. Mai in der Z-Bar statt.
Zugegeben, …
Zugegeben, ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt für Autorennachwuchs, einem Haus, in dem ein ganz Großer einst mit Wucht geschrieben und gelebt hat.
An dem Tag, an dem Günter Grass gestorben ist, saß ich in seinem ehemaligen Arbeitszimmer, einem barocken, saalartigen Raum mit glasierten Bodenfliesen, im Rücken ein lange stillgelegter, auf 1698 datierter Kamin, vor den Fenstern die Wewelsflether Dorfkirche von 1593. Der freie Blick wird behindert von einem noch blattlosen Walnussbaum, den Grass 1974 anlässlich der Geburt seiner Tochter Helene gepflanzt hat.
An dem Tag, an dem Günter Grass gestorben ist und ich in seinem vormaligen Zimmer saß, habe ich nicht geschrieben. Ich habe ferngesehen – in dem Zimmer, in dem er am Butt-Manuskript gearbeitet hat! Jetzt steht da, etwas verschämt in der Ecke, ein riesiger Flachbildschirm. Den habe nicht ich dort platziert, das geschah im Auftrag der Akademie der Künste, deren Präsident Grass einst war und der er das Haus, in dem ich derzeit wohnen darf, vor dreißig Jahren geschenkt hat. Weiterlesen
Die Letzten werden die Ärzte sein
Es gibt ein neues Buch! Daniela Böhle und Paul Bokowski haben eine Anthologie herausgegeben, voll mit kranken Geschichten. Zwei davon habe ich geschrieben. Die Letzten werden die Ärzte sein ist der ideale Begleiter ins Wartezimmer. Ein angemessenes Geschenk für gute Genesungswünsche. Und selbst Ärzte können hier garantiert auch was lernen.
Wie immer zu erwerben beim Buchhändler Eures Vertrauens oder direkt beim Verlag.
Berlin, der Dritte
Wiederholungstäter, der ich bin, habe ich erneut einen Roman geschrieben. Er erscheint heute in zwei Wochen, heißt Tempelhofer Feld und ist ein Freiluftroman, der ausschließlich auf der titelgebenden Stelle spielt. Aus bestimmten Gründen, die man nur erfährt, wenn man alle drei Romane von mir gelesen hat, ist Tempelhofer Feld der Abschluß einer Berlintrilogie.
Werde ich danach weitere Romane über Berlin schreiben? Mal gucken. Fakt ist: Ich kenne mich in Berlin am besten aus, aber irgendwie haben Bücher, die in dieser Stadt spielen, einen nicht allzu guten Ruf. In Deutschland werden eben lieber Romane gelesen, die in der deutschen Provinz spielen oder in New York.
Aber ich war noch niemals in New York. Und meine Provinz ist und bleibt Berlin.
Näheres über Tempelhofer Feld inklusive einer Leseprobe gibt es auf der Webseite des Verlags.
Und immer schön beim Buchhändler des Vertrauens kaufen, sonst ist der irgendwann nicht mehr da, sondern ein Automatencasino.
Heißenbüttels Grab
Das letzte Wohnhaus des Dichters Helmut Heißenbüttels habe ich hier ja schon gezeigt, doch sein Grab hatten wir damals auf dem benachbarten Friedhof nicht gefunden. Es befindet sich gleich neben dem Haus, ist aber leicht zu übersehen. Eine von Pflanzen eingerahmte Rasenfläche. An deren äußersten Rand sind helle Steine eingelassen, die sich beim genauen Hinsehen als Buchstaben erweisen. Eingelassen in die Erde steht dort Buchstabe für Buchstabe der Name des Verstorbenen:
Und unten links zeigt ein Stein sein Lebensdaten an. Beeindruckend. Die erste Grabstätte, die mir wirklich gefällt. Sie hat so etwas Demütiges, Bescheidenes. So könnt Ihr mich auch mal bestatten, später.
Nachtrag 2015
Am 7. Juni 2013 ist Ida Heißenbüttel gestorben. Sie wurde neben Helmut bestattet, weshalb das Grab inzwischen so aussieht:
Helmut Heissenbüttel
Heute mal auf der anderen Seite der Stör gewesen. Früher gab’s mal ’ne direkte Fährverbindung zwischen Wewelsfleth und Borsfleth, die haben sie aber eingestellt, als in den siebziger Jahren das Störsperrwerk, die Brücke an der Flußmündung, gebaut wurde. In Borsfleth steht direkt neben der Kirche ein niedliches altes Haus, an dem eine Tafel angebracht worden ist: Hier hat von 1981 bis 1996 Helmut Heißenbüttel gewohnt. Wahnsinn, Helmut Heißenbüttel!
Gleich um die Ecke von Günter Grass ist er gezogen, aber erst als die Fähre nicht mehr fuhr. Obwohl beide in der gleichen Gruppe waren, hätten sie sich wohl eher wenig zu sagen gehabt. Grass ist ja dann auch 1985 weg aus Wewelsfleth.
Landverschickt
Das Haus, in dem ich derzeit hinterm Deich wohne, ist nach Alfred Döblin benannt. Aber nicht etwa, weil Herr Döblin hier zumindest mal auf der Durchreise Wasser abgeschlagen hat, er war und ist lediglich der Lieblingsautor des schnauzbärtigen Stifters. Döblin selbst hatte wohl eher eine Neigung nach Süddeutschland. Berlin scheint der nördlichste (und östlichste) deutsche Ort zu sein, an dem sich Döblin längere Zeit aufgehalten.
Es ist aber ohnehin ein Irrtum zu denken, ein nach einem Künstler benanntes Gebäude weise automatisch auf dessen Anwesenheit hin. Im Beethovenhaus in Bonn wurde der gleichnamige Komponist immerhin geboren. Dagegen ist beispielsweise das Fontanehaus im Berliner Märkischen Viertel trotz des Namens ein monströser Betonkasten mit gelben Fensterrahmen, eine Art Mehrzweckhalle für den Stadtrand. Manch ein Literaturinteressierter soll bereits den beschwerlichen Weg ans Ende von Reinickendorf auf sich genommen haben in der Erwartung, ein altes Gemäuer vorzufinden, in dem zumindest ein Hauch von Fontane weht. Tja, dumm gelaufen. Wobei, Beton ist ja auch mal interessant.
Hier im Haus geht zwar nicht der Geist Döblins umher, dafür aber die Geister ganz anderer. Wobei die meisten ja noch leben sollen, nur nicht hier. Im Gegensatz zur Ratte, die man riecht, wenn man am Herd steht, gesehen wurde sie angeblich noch nie. Wie viele Romane hier schon geschrieben oder dann nicht geschrieben wurden, ist kaum an zehn Händen abzuzählen. Der erste aber ist Der Butt, der sogar teilweise hier spielt. Erzählt werden darüber noch ganz andere Geschichten und Anekdoten. Die eine und andere werde ich sicherlich noch aufgreifen. Bleiben Sie also dran, wenn es wieder heißt: Bockblog unterwegs, ein Landverschickter Literat berichtet.
Irritiert
Juhu, ein Verriß auf Zeit-Onlein. Und alles, was Inge Kutter da so schreibt, kann man irgendwie schon so sehen, vor allem, wenn man meinen Roman nicht komisch finden will. Ich verstehe nur nicht, wieso ein scheinbares Zitat aus dem Buch gar keins ist: Weiterlesen
Taschenkompatibel
Der virtuelle Gemischtwarenhändler gibt Größe und/oder Gewicht eines Buches an. Vielleicht, damit man auch beim virtuellen Bücherkauf weiß, ob’s in die Handtasche paßt.