Landverschickt

Das Haus, in dem ich derzeit hinterm Deich wohne, ist nach Alfred Döblin benannt. Aber nicht etwa, weil Herr Döblin hier zumindest mal auf der Durchreise Wasser abgeschlagen hat, er war und ist lediglich der Lieblingsautor des schnauzbärtigen Stifters. Döblin selbst hatte wohl eher eine Neigung nach Süddeutschland. Berlin scheint der nördlichste (und östlichste) deutsche Ort zu sein, an dem sich Döblin längere Zeit aufgehalten.

Es ist aber ohnehin ein Irrtum zu denken, ein nach einem Künstler benanntes Gebäude weise automatisch auf dessen Anwesenheit hin. Im Beethovenhaus in Bonn wurde der gleichnamige Komponist immerhin geboren. Dagegen ist beispielsweise das Fontanehaus im Berliner Märkischen Viertel trotz des Namens ein monströser Betonkasten mit gelben Fensterrahmen, eine Art Mehrzweckhalle für den Stadtrand. Manch ein Literaturinteressierter soll bereits den beschwerlichen Weg ans Ende von Reinickendorf auf sich genommen haben in der Erwartung, ein altes Gemäuer vorzufinden, in dem zumindest ein Hauch von Fontane weht. Tja, dumm gelaufen. Wobei, Beton ist ja auch mal interessant.

Hier im Haus geht zwar nicht der Geist Döblins umher, dafür aber die Geister ganz anderer. Wobei die meisten ja noch leben sollen, nur nicht hier. Im Gegensatz zur Ratte, die man riecht, wenn man am Herd steht, gesehen wurde sie angeblich noch nie. Wie viele Romane hier schon geschrieben oder dann nicht geschrieben wurden, ist kaum an zehn Händen abzuzählen. Der erste aber ist Der Butt, der sogar teilweise hier spielt. Erzählt werden darüber noch ganz andere Geschichten und Anekdoten. Die eine und andere werde ich sicherlich noch aufgreifen. Bleiben Sie also dran, wenn es wieder heißt: Bockblog unterwegs, ein Landverschickter Literat berichtet.

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