Die BZ meldet, Finanzsenator Thilo Sarrazin habe seine Behörde einen Speiseplan erstellen lassen, „der zeigen soll, wie man als Hartz-IV-Empfänger mit dem Tagessatz von 4,25 Euro leben kann“, und hat diesen auch grafisch aufgearbeitet abgedruckt. Nun ist die BZ ein ziemliches Witzblatt und man sollte keine Informationen daraus ungeprüft für wahr halten, ich glaube es aber einfach mal. Erste Erkenntnis: Als Hartz-IV-Empfänger, der ich glücklicherweise nicht bin, hat man täglich Fleisch zu essen … Hackfleisch, Rindfleisch, Wurst, Leberkäse, Bierschinken und so weiter. Fisch gibt’s keinen. Alkohol ist auch tabu, getrunken wird nur Kaffee oder Tee, morgens mal ein Glas Saft, aber auch nicht täglich. Den Rest an Flüssigkeitsbedarf muß man sich wohl aus dem Hahn zapfen, was zwar nicht das Schlechteste ist, aber auf die Dauer auch nicht glücklich macht. Nun kann man natürlich sagen, ums Glück geht’s hier nicht, die Unterschicht soll froh sein, satt zu werden. Doch wird sie das? Angeblich deckt der Plan den Kalorienbedarf eines Erwachsenen, mir persönlich wäre es zu wenig. Nun könnte ich auf ein paar meiner Kilos gut verzichten, aber das ist ja meine Entscheidung und eben auch die jedes Hartz-IV-Empfängers. Ich bin zwar für die Enteignung großer Fastfoodketten und für staatlich verordnete fleischfreie Tage, doch denke ich, es geht zu weit, Arbeitslose auf Zwangsdiät zu setzen, indem man ihnen vorschreibt, wieviel sie essen dürfen. Abgesehen davon ist eine ausgewogene Ernährung ja schön und gut, aber billig allein macht weder gesund noch froh. Einerseits soll versucht werden, Gammelfleisch und Giftgemüse aus dem Verkehr zu ziehen, doch andererseits rechnet man dann mit billigem Hackfleischpreis. Wobei natürlich die Frage aufkommt, wo man für 38 Cent einhundert Gramm Hack bekommt. Oder die für Tag drei vorgesehene eine Bratwurst. Beim Discounter gibt’s ja nur Großpackungen. Ißt man also eine Wurst für 38 Cent, bleiben fünf übrig. Der Appetit hätte zwar Verwendung dafür, der Finanzplan des Senators untersagt dies jedoch. Wer keinen Tiefkühlschrank hat, muß wohl oder übel an sechs Tagen das Gleiche essen, wobei sich immerhin der Geschmack der Wurst Tag für Tag verändern dürfte (an die offene Kilopackung Hackfleisch mag ich an dieser Stelle lieber nicht denken). Oder man gründet eine Einkaufgemeinschaft! Sechs Hartz-IV-Empfänger gehen gemeinsam zu Aldi und teilen hinterher die Waren: Für jeden eine Wurst, zwei Scheiben Käse, zwei Brotschnitten, eine Möhre, ein Stückchen Kohlrabi und so weiter. Oder es gibt in Zukunft staatlich verordnete Kochgruppen, das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Geselliges Kochen und Essen macht sogar Spaß. Normalerweise jedenfalls. Und VOX hätte mal wieder ein neues Serienformat, Das prekäre Dinner oder so.