Abschied von Wewelsfleth

Ich habe meinen Wewelsflether Schreibtisch leergeräumt. netz_an lampeNach diesem Eintrag werde ich auch den Computer einpacken und ein letztes Mal in diesem Haus schlafen gehen.

Beim Zusammenräumen mußte ich auch das Netz meiner Schreibtischspinne zerstören, denn dessen Fäden waren an meinem Zeug, auch an Zetteln, befestigt.

Wenn ich beim Schreiben nicht weiterkam, beobachtete ich die Spinne, die auf dem Lampenschirm Posten bezogen hatte. Doch die tat nie was, die wollte nicht mal spielen, die hockte einfach bloß da im Schatten der Querstrebung und lauerte. Dabei hatte sie was von einer Straßennutte. Allerdings wartete sie nicht auf Kundschaft, sondern auf Nahrung. Eigentlich ein gutes Konzept. Sollte ich vielleicht auch mal probieren: an einem gedeckten Tisch sitzen und warten, bis Essen vom Himmel fällt. Bloß bin ich ja wählerisch und mag nicht alles, was mir angeboten wird. Die Spinne konnte sich nicht aussuchen, was in ihrem Netz hängenblieb. Vielleicht ekelte sie sich vor Marienkäfern, die ja in letzter Zeit ziemlich häufig im  Luftraum anzutreffen waren.

spinne_faengt_fliegeFliegen aber noch mehr. Fliegen gehörten hier zu meinen größten Fans. Wenn ich still am Schreibtisch saß und mich auf das konzentrierte, was die Spinne gerade machte, setzte sich mir unter Garantie eine Fliege auf den Handrücken und eine zweite auf die Stirn. Das nervte. Ich hatte deshalb schon eine Fliegenklatsche bereitgelegt. Doch mit dieser schlug ich nicht zu, das hätte ja jeder gekonnt, sondern ich versuchte lieber, die Fliegen Richtung Spinnennetz zu lenken. Einmal ist mir das sogar gelungen, doch die Fliege war zu schnell, vielleicht auch zu groß, das war so ‘n dicker Brummer, der hat das Netz glatt durchflogen und ein großes Loch hineingerissen. Doch dann endlich, ich hatte gerade nicht geguckt, als ich im Augenwinkel Aktivität bemerkte. Im Netz hing eine Fliege. Zügig seilte sich nun die Spinne ab und begann, das reglose Flügeltier einzuspinnen. Anschließend zog die Spinne ihr Opfer hoch in ihr Lager und begann, es dort auszuzutschen.

Das ist jetzt eine knappe Woche her. Seitdem hat sich die Spinne kaum bewegt. Auch ihr Netz hat sie noch nicht wieder repariert. Ich glaube, sie verdaut noch. Die Fliege, deren leere Hülle am nächsten Tag auf der Schreibtischplatte lag, war schließlich doppelt so groß wie der Spinnenleib. Wenn ich eine ganze Kuh verspeist hätte, ginge es mir wahrscheinlich auch nicht so gut.

 

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