Es gibt viele Anekdoten, aus dem Alfred-Döblin-Haus. Eine der seltsamsten hat H. P. Daniels in seinen Wewelsflether Halbwahrheiten überliefert. Demnach habe ein Autor im Bad neben dem Waschbecken einen Handtuchhalter abgeschraubt und in der Abstellkammer nebenan wieder angeschraubt, um seine Krawatten drüberzuhängen. Ich habe diese Geschichte nicht so recht verstanden, bis mir Achim neulich die Kammer neben dem Badezimmer unterm Dach gezeigt hat. Die ist leer, aber in der einen Ecke ist ein Handtuchhalter angebracht, irgendwie nutzlos. Vor allem, wenn man keine Krawatten trägt.
StadtLandFlussverschickt
Heißenbüttels Grab
Das letzte Wohnhaus des Dichters Helmut Heißenbüttels habe ich hier ja schon gezeigt, doch sein Grab hatten wir damals auf dem benachbarten Friedhof nicht gefunden. Es befindet sich gleich neben dem Haus, ist aber leicht zu übersehen. Eine von Pflanzen eingerahmte Rasenfläche. An deren äußersten Rand sind helle Steine eingelassen, die sich beim genauen Hinsehen als Buchstaben erweisen. Eingelassen in die Erde steht dort Buchstabe für Buchstabe der Name des Verstorbenen:
Und unten links zeigt ein Stein sein Lebensdaten an. Beeindruckend. Die erste Grabstätte, die mir wirklich gefällt. Sie hat so etwas Demütiges, Bescheidenes. So könnt Ihr mich auch mal bestatten, später.
Nachtrag 2015
Am 7. Juni 2013 ist Ida Heißenbüttel gestorben. Sie wurde neben Helmut bestattet, weshalb das Grab inzwischen so aussieht:
Hutungeheuer
Irgendwie sind gerade alle weg, und ich bin ganz allein in diesem großen Haus. Vorhin habe ich mich tatsächlich mit dem Treppengeländer unterhalten. Es hält sich für ein verzaubertes Seeungeheuer und wollte eigentlich zum Strandbad hinterm Atomkraftwerk. Aber dann konnte es sich doch nicht aufraffen.
Neulich im Atomkraftwerk
Gestern waren wir im Atomkraftwerk Kernkraftwerk. Von ›Atomkraft‹ spricht hier niemand. Allenfalls Albert Einstein. In großen roten Lettern wird er an der Wand des Konferenzsaals im Besucherzentrum des Kraftwerks Brokdorf zitiert: »Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern, als ein Vorurteil!«
›Plutonium‹ wird ebenfalls nur ungern in den Mund genommen. ›Uran‹ aber ist okay. Uran ist schließlich ein Rohstoff und im Grunde ein heimischer Primärenergieträger, weil er sich prima bevorraten läßt. So ‘n Kilo Natururan hat den gleichen Energiegehalt wie 18.900 Kilogramm Steinkohle. Und den Platz braucht man ja auch erstmal. Oder Braunkohle! Weiterlesen
Wo ist Landschildkröte Hulda?
Nebenstehende Bekanntmachung entnehme ich der Wochenzeitung Dat Keesblatt ut Wilster vom heutigen Tag. Hier in Wewelsfleth wurde schon vor Wochen nach der Landschildkröte Hulda gefahndet. Den hier zu sehenden Aushang habe ich bereits am 22. Juni fotografiert.
Mich interessiert ja, ob das gefundene Fahrrad zu dem Fahrradschloß gehört und ob da vielleicht sogar ein Zusammenhang besteht. Zwischen Landscheide und Ecklak liegen nur knapp fünf Kilometer! Ich denke, ein Verbrechen kann nicht ausgeschlossen werden.
Postleitzahlenfest
Dieses Fest läßt sich an jedem Ort nur ein Mal im Jahrhundert feiern. In Wewelsfleth wurde es vor gut zehn Jahren begangen: Das Postleitzahlenfest. Denn am 25.5.99 stand die Postleitzahl 25599 auf dem Kalender. Sehr zu bedauern sind die Orte mit einer Null in der Mitte, da geht so was nie, aber ich muß mir in Berlin wohl auch eine neue Wohnung suchen, die achtundsiebzig Jahre, die mein nächstes Postleitzahlenfest noch hin ist, dauern mir eindeutig zu lang. Endlich mal ein Grund, häufiger umzuziehen! Tagesausflüge sind auch möglich. Das nächste deutsche Postleitzahlenfest findet diesen Sonntag, den 14.6.09, in Falkensee statt. Berliner haben’s da ja nicht so weit hin. Ich kann leider nicht, in Wewelsfleth ist am Wochenende Jahrmarkt.
Kniendes Schaf
Zum Hinknien finde ich diese Wiese ja nicht gerade.
Dieser Schafschiß überall…
Möah.
Busse fahren hier in der Gegend nicht sooft.
Helmut Heissenbüttel
Heute mal auf der anderen Seite der Stör gewesen. Früher gab’s mal ’ne direkte Fährverbindung zwischen Wewelsfleth und Borsfleth, die haben sie aber eingestellt, als in den siebziger Jahren das Störsperrwerk, die Brücke an der Flußmündung, gebaut wurde. In Borsfleth steht direkt neben der Kirche ein niedliches altes Haus, an dem eine Tafel angebracht worden ist: Hier hat von 1981 bis 1996 Helmut Heißenbüttel gewohnt. Wahnsinn, Helmut Heißenbüttel!
Gleich um die Ecke von Günter Grass ist er gezogen, aber erst als die Fähre nicht mehr fuhr. Obwohl beide in der gleichen Gruppe waren, hätten sie sich wohl eher wenig zu sagen gehabt. Grass ist ja dann auch 1985 weg aus Wewelsfleth.
Wenn die Sonne im Meer versinkt bei Istanbul …
… könnte man meinen, man sei lediglich am Elbstrand und schaue auf das Kernkraftwerk von Brokdorf.