Immer wieder stolpere ich über die Formulierung, jemand sei „freier Autor und Redakteur“. Oder bilde ich mir das nur ein? Ich werfe die Suchmaschine an und erfahre nach siebzehn Sekunden, daß das weltweite Gewebe deutscher Sprache „ungefähr 450“ freie Autoren und Redakteure verzeichnet. Die weibliche Form existiert natürlich auch, sogar etwas häufiger, nämlich „ungefähr 466“ Mal. Als junger Mensch fand ich es erstrebenswert, auch mal ein freier Autor zu werden, so steht ja auch immer in den Klappentexten dieser Bücherwelt. Frei – das klingt so wunderbar unbeschwert und unabhängig. Dabei bist du als freier Autor gar nicht frei und kannst nur wählen, welche Diebe dich bestehlen, welche Mörder dir befehlen, welche Verlage dich verlegen. Und nicht mal unbedingt das. Deswegen sucht der ach so freie Autor ja auch nach jemanden, der ihn in Ketten legt und Kraftfutter in den Napf füllt. Stichwort: Brotjob. Und wenn dieser zumindest irgendwas mit Medien zu tun hat, einen gar das gekonnte Handwerk ausüben läßt, dann ist ja alles gut. Und wenn man Glück hat, wird man Redakteur. Nur ist man überhaupt noch frei, wenn man einen Redakteursposten hat, mit festen Sesselpupszeiten und Deadlines und so? Klar, man kann auch Redakteur einer – sagen wir – Schülerzeitung sein und gleichzeitig an einem Weltbestseller arbeiten. Aber ist man da noch frei? So richtig frei? Und lernt man als Redakteur nicht eigentlich, Texte zu redigieren, überflüssige Vokabeln zu streichen? Sind nicht alle Autoren freie Autoren, solange sie nicht festangestellt sind? Wobei es dann ja noch die „festen Freien“ gibt. Und andere feiern Feste, auf denen Freier feste baggern… Aber genug der Wortklauberei, ich muß ein paar Strophen schreiben. Nein, ich möchte, denn ich bin so frei.