Leseerfahrungen

Schreibt ein Autor für sein Publikum? Ja und nein. Ich jedenfalls muß mir „mein“ Publikum sowieso erstmal suchen beziehungsweise das Publikum muß mich finden (Hallo Publikum, willkommen beim Bockblog!). Daher schreibe ich in erster Linie so wie es mir gefällt, also wie ich glaube, daß die Sprache, mit der ein Text erzählt wird, authentisch wirkt und zum Erzähler paßt. Und dann hoffe ich auf möglichst viele Menschen, die das mögen. Wenn ich eine Geschichte vor Publikum lese, erahne ich anhand der Reaktionen, die ich akustisch wahrnehmen kann, wie sie angekommen ist. Manchmal wird man hinterher auch auf den Text angesprochen, aber das passiert leider eher selten.

Bei einem Roman verhält es sich sowieso etwas anders. Da gibt es die Erstleser, mit denen der Autor das noch nicht fertige Werk bespricht, später dann den Lektor, und schließlich steht das Buch in den Läden und Lagerregalen. Die Arbeit ist abgeschlossen, der Text ist vielleicht nur vorläufig vollendet, jedenfalls nicht mehr veränderbar. Das ist ein komisches Gefühl. Es müßte Lämpchen am Schreibtisch geben, die leuchten, wenn das Buch erworben wird oder verschenkt oder gelesen. Statt dessen gibt es nur den Verkaufsrang beim virtuellen Gemischtwarenhändler, doch vermag der höchstens einen Trend aufzuzeigen, mehr nicht. Freunde und Bekannte sagen einem, sie hätten sich das Buch besorgt, und der Anfang sei schon mal gut, aber so was sagen Freunde und Bekannte halt.

Interessant wird es, wenn Menschen, die den Autor noch nie gesehen haben, sich Meinungen zum Text bilden. Und diese Meinungen können sehr unterschiedlich ausfallen. Neulich las ich im Zeitungsladen zwei Kritiken. In der einen heißt es, es scheine so, „als pflege der Autor den ermüdenden Stil eines Zehnjährigen“ und auch so sei das Personal des Romans ziemlich oberflächlich und der Icherzähler sogar unterbelichtet. Aber wirklich in die Tiefe geht der Herr Kritiker auch selber nicht, er hält es nicht einmal für nötig, seinen Lesern eine Ahnung vom Inhalt des Buches zu geben, daß für ihn offenbar zu schlecht war für eine inhaltliche Auseinandersetzung. So schlecht auf alle Fälle. daß er als Redakteur eines anderen Blattes immerhin drei Doppelseiten dafür übrig hatte, um einen ausführlichen Auszug aus dem Roman abzudrucken. Okay, er war immerhin so freundlich, mir im Vorhinein anzukündigen, daß in seiner Rezension „auch einige recht kritische sätze“ stünden, die ich ihm bitte „nicht persönlich übel“ nehmen sollte. Wie kommt er nur auf so was?

In einer anderen Kritik, die ich ebenfalls nur am Kiosk überflogen habe, steht in etwa, die in meinem Roman geschilderte Studentengeneration sollte mir meine Beschreibungen übelnehmen, da der Text ja wohl keine Satire sei. Gut, daß ich das auch mal erfahre. Wobei, was heißt schon Satire? Für mich ist der Roman eher eine ‚hinterhältige Komödie’.

Schön aber, wenn man ahnt, daß man verstanden worden ist. Ich empfehle daher das regelmäßige Anklicken von zeitjung.de, der „jungen News-Community“.

Und gegen Spiegelonlein kann man auch viel haben, aber was hier steht, ist nicht ganz verkehrt. Das Wort „Menno“ kommt im Roman übrigens ein einziges Mal vor.

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