In den nur tagsüber geöffneten polnischen Milchbars gibt es vielleicht auch Milch zu trinken, aber die Bezeichnung bezieht sich auf den wichtigsten Bestandteil der dort angebotenen Produkte. Früher rein vegetarisch, ist die Bar mleczny älter als der Sozialismus, zu dessen Zeiten diese Lokale jedoch verstaatlicht und subventioniert wurden.
Das ist lange vorbei. Trotzdem sind die Preise selbst in der Krakauer Innenstadt günstig. Ein Hauptgericht ist dort für zirka zehn Złoty, also 2 Euro 50 zu haben. In der Grodzka, die vom Rynek Główny zum Wawel führt, speist man in der Bar Mleczny Pod Temidą noch in sozialistischer Kulisse. Zum Beispiel Kluski śląskie z sosem pieczarkowym. Das schmeckt besser als es sich bestellen lässt. Dabei handelt es sich um kleine Kartoffelklöße mit in Polen obligatorischen Pilzen. Es gibt auch Kluski śląskie z sosem myśliwskim, also mit Jägersoße, und die besteht aus in Fett schwimmenden undefinierbaren Fleischresten.
Etwas gemütlicher und freundlicher ist die wenige Meter entfernte Bar Grodzki. Die frisch gebratenen Placki ziemniaczane z pieczarkami waren knusprig und köstlich, dem Kartoffelpuffer sehr ähnlich, leider aber nicht mit Apfelmus, sondern mit unvermeidlicher Pilzpampe. Auch die Pierogi ruskie z cebulą waren schmackhaft, die Kartoffel-Käse-Füllung mit einer angenehm säuerlichen Note. Dazu empfiehlt sich Surówka, ein Rohkostsalat aus Kraut, Möhren und Rotkohl. Trinken sollte man, zumindest an warmen Tagen, ein Glas Kompot. Das ist Fruchtwasser mit Einlage.
Nicht völlig verlassen sollte man sich auf die englischen Übersetzungen. So werden Naleśniki z serem als Pancakes with cheese bezeichnet. Klar, Quark ist auch Käse, aber dies ist eine mit Puderzucker bestreute Süßspeise, zu der Surówka nicht so gut passt. Dennoch war’s eine Köstlichkeit. Die gefüllten Crêpes werden nochmal frittiert!
Weiter außerhalb, in der Bar mleczny im Herzen von Nowa Huta, zahlt man zwar nicht mal ein Drittel des City-Preises, aber es schmeckt auch so, ist also eher Freunden von überwürzter Mehltunke zu empfehlen. Andererseits passt es sehr gut zum sozialistischen Charme dieses leicht heruntergekommenen Vorzeigeviertels der Arbeiterklasse. Der Krautsalat war allerdings super. Den muss man ja auch nicht kochen.