Bock is back am Samstag, den 27. Februar 2016, 20 Uhr 30
Schreiben und Lesen
Lesershow Wedding im Februar
Wie wird man Dadaist? Bock liest Ball.
Weil ich gerade so schön in Feierlaune bin wegen der Eröffnung des Cabaret Voltaire vor 100 Jahren und der Veröffentlichung meines sich darauf beziehenden Buches, setzte ich noch einen drauf und lade ein zum Dada-Abend.
Ich erzähle, wie das damals so war, als Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck und Hans Arp in Zürich ganz Dada wurden und rezitierte ihre besten Texte aus dieser Zeit. So werde ich auch ein dreistimmiges Simultangedicht allein und live zum Vortrag bringen. Dazu gibt’s die schönsten Fußnoten aus meiner Doktorarbeit. Weiterlesen
100 Jahre Dada
Das Lokal war überfüllt; viele konnten keinen Platz mehr finden. Gegen sechs Uhr abends, als man noch fleißig hämmerte und futuristische Plakate anbrachte, erschien eine orientalisch aussehende Deputation von vier Männlein, Mappen und Bilder unterm Arm; vielmals diskret sich verbeugend. Es stellten sich vor: Marcel Janco der Maler, Tristan Tzara, Georges Janco und ein vierter Herr, dessen Name mir entging. Arp war zufällig auch da und man verständigte sich ohne viel Worte. Bald hingen Jancos generöse »Erzengel« bei den übrigen schönen Sachen, und Tzara las noch am selben Abend Verse älteren Stiles, die er in einer nicht unsympathischen Weise aus den Rocktaschen zusammensuchte.
Hugo Ball: Die Flucht aus der Zeit, 5. Februar 1916.
Lesershow Wedding
9 Jahre Dichter als Goethe mit Rüdiger Bierhorst
Neun Jahre Dichter als Goethe! Mit einem Lieblingsgast lese, singe und trinke ich vor Publikum. Mein erster Gast war Rüdiger Bierhorst, ein würdiger Taufpate und das Publikum war mindestens so betrunken wie wir. Versteht sich von selbst, dass Rüdi auch zur neunten Geburtstagsparty kommt. Er, der der Gottvater des Kneipenliedes ist, ein Liedermachingmonster erster Güte, bühnensüchtiger Meister aller Saiten, Pannenpartner, der noch mehr als eine Flasche in Berlin hat. Und ich, der ich das das vergangene Jahr hauptsächlich fern von Heimatstadt und Lesebühnen verbracht habe, erzählt von meinen Fehlern, kaputten Haushaltgeräten, Bernsteinsuchen und dem Leben, das passiert, wenn man nicht genug drauf aufpasst.
Ende einer Stadtverschickung
Meine Zeit in Krakau ist nun vorbei. Es waren wunderbare zwei Monate. In erster Linie war ich zum Schreiben dort, doch kann man sich in einer Stadt wie Krakau nicht in seinem Zimmerchen verkriechen (selbst wenn es so herrlich liegt wie in der Villa Decius bzw. im Haus dahinter), eine Stadt wie Krakau will auch erlebt werden und das auf vielen Ebenen. Weiterlesen
Die Mentalität der Menge
»Die Mentalität der Menge: das ist eine Summe von Ziel- und Ratlosigkeit, von Verzweiflung und kleiner Courage, von Opportunismus und Weichlichkeit, von verkappter Sentimentalität und überhobener Arroganz. Die Mentalität der Menge: das ist ihr schlechtes Gewissen, das sind ihre Fälscher und Wortverdreher, ihre ›jahraus jahrein galoppierenden Federn‹ und Denunzianten, ihre Spitzel und Rabulisten, ihre Großmäuler, Demagogen und Faselhänse. Ein heilloses Konzert! Eine Orgie seltsamer Verzerrung! Wehe dem Land, wo solche Mentalität den Geist überschreit, aber dreimal wehe dem Land, wo sie allein nur herrscht und sich selbst für den Geist hält. Verhärtung, Zerrissenheit, Korruption verhindern das Maß und die Norm; Tobsucht und Wut sind Trumpf. Solch Land ist verloren und weiß es nicht.«
Aus Hugo Ball: Zur Kritik der deutschen Intelligenz, 1919
Gerhard Schröder – zehn Jahre Misstrauen
Heute jährt sich das mit Absicht verlorene Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Schröder zum zehnten Mal. Gleichzeitig ist dies der Tag, an dem die Handlung meines ersten Romans einsetzt. Den habe ich damals einen »historischen Gegenwartsroman« genannt, weil er das nun mal ist: erlebte Geschichte erzählt im Präsens.
Mein ursprünglichen Plan, in Echtzeit zu schreiben, musste ich bald aufgeben. Weiterlesen