How I revolutionized Rock’n’Roll

passion_coverYeah! Mein erster Text in einem Kunstkatalog! Und dann auch noch so’n schöner. Also der Katalog. Der Text halt so’n Text. Immerhin von mir. Und es gibt eine englische Fassung. Die gefällt mir fast besser als die deutsche. Passt auch gut zum Thema. Rock’n’Roll, Alta!

Die Ausstellung ist auch voll der Rock! Geht darin um Fan-Verhalten und Kunst. Im Bethanien. Also nicht, das mal besetzt war (gibt da so’n Lied), sondern im Künstlerhaus Bethanien am Kotti. Sollte man mal hingehen. Der Eintritt ist sogar frei. Weiterlesen

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Macht nix

Habe mir vorgestern Nirvanas Nevermind gekauft. Die hatte ich bislang nur als Kassette. Dachte, wird mal Zeit, das Werk in meine Sammlung einzureihen. 1992 war ich kurz davor, in Prag eine billige tschechische Pressung zu erwerben. Woran das gescheitert ist, weiß ich nicht mehr. Nevermind ist vor zwanzig Jahren erschienen. Ich weiß noch, wie ich die Platte kurz nach Erscheinen bei einem Freund das erste Mal gehört habe. Damals hieß es, Nirvana wären das nächste große Ding. Ich fand ja Hole besser.

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… ausgelöffelt, abgerockt …

mutabor_dasblaueIch glaube, früher war ich empfänglicher für Musik. Ständig gab es ein Lied, das ich immer wieder hören wollte. Meistens habe ich mir das dazugehörige Album besorgt und zum Knistern gebracht hat. Dieses Früher ist gar nicht mal so lange her. Heute komme ich mit sehr wenig neuer Musik aus. Die Stille hat auch seine Vorteile.

Manchmal bekomme ich CDs geschenkt, oft sogar von denen, die darauf singen. Das freut mich und ich höre die Werke mit Wohlwollen. Glücklicherweise kenne ich fast nur Leute, die wissen, was sie tun.

Und so landete vor einigen Wochen die neue CD von Mutabor in meinem Abspielgerät. Wo sie bis heute geblieben ist. Das Blaue ist ein rundum gelungenes Album. Poppig, doch nicht zu seicht, gut gelaunt, aber nicht schunkelig. Einer der Smashhits unter den zwölf hitverdächtigen Liedern ist Jamma (gibt’s hier als Video anzuschauen). „Ich bin ausgelöffelt, abgerockt, ich bin mies drauf, ich hab überhaupt keinen Bock“, heißt es dort, und es gibt Momente, an denen man das unbedingt mitsingen möchte. Raffiniert daran ist, daß es der Song kein Bißchen schwermütig ist, sondern ziemlich fröhlich macht. So verhält es sich mit der gesamten Platte. „Viva la humanidad“ ruft Axl Makana. Wenn man erkannt hat, daß das System Mensch gescheitert ist, kann man viel besser mit der eigenen Misere umgehen. Und beschwingt zwischen den Ruinen der Realität tanzen. Natürlich zu der Musik von Mutabor.
Mutabor: Das Blaue. Im Vertrieb von Buschfunk. http://mutabornet.de

Übrigens wird Axl Makana am 26. Dezember zusammen mit mir Dichter als Goethe sein.

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Maurenbrecher für alle

Maurenbrecher_fuer_alleManfred Maurenbrecher ist dieses Jahr sechzig geworden, und genau die Hälfte seines Lebens hat er auf Bühnen gestanden. Natürlich nicht andauernd, aber beständig. Es war also höchste Zeit, ihn zu ehren. Und weil’s irgendwer tun muß, haben Andreas Albrecht, Heiko Werning und ich versucht, möglichst viele Freunde, Weggefährten und Bewunderer Manfreds zusammenzubringen, um für eine Hommage einige seiner Lieder neu aufzunehmen. Es hat eine Weile gedauert, doch in einem Monat erscheint endlich Maurenbrecher für alle, eine Box mit drei CDs mit insgesamt 62 Stücken. Mehr hätte gar nicht raufgepaßt. Weiterlesen

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Gisberts Heimspiel

Ein herrlicher Sommerdonnerstagabend und selbst das Rauschen der nahen Schnellstraße wirkt fast maritim. Auf der großen Wiese inmitten des Weinguts des Barons zu Knyphausen im beschaulichen Erbach bei Eltville sind Zelte aufgebaut, die meisten, um vor möglichem Regen zu schützen, was unnötig ist, denn der tiefblaue Himmel ist wolkenlos. Es gibt einen Essensstand, betrieben von der sogenannten ›Diktatur des Geschmacks‹. Der Name ist Programm, der Anspruch ›Hausmannskost goes Lifestyle‹ dagegen eher nicht. Es gibt nämlich Hotdogs in großen, labbrigen Brötchen mit Eisbergsalat und Streukäse. Und das ausschließlich. Vegetarische Alternativen sind nicht vorgesehen, man kann aber gern auf die Wurst verzichten, bei gleichem Preis.
gisbert 1Am Getränkestand gibt es hauptsächlich Wein, was auf einem Weingut sinnvoll ist, wer da Bier bestellt, dem ist sowieso nicht geholfen. Man kann ihn glasweise kaufen oder gleich eine ganze Flasche. Baron zu Knyphausen benennt einige seiner Weine nach seinen fünf Söhnen. Einer heißt Gisbert. Den gibt es als Riesling und als Pinot noir. Und es gibt ihn, also Gisbert zu Knyphausen, nicht den Wein, auf CD. Seine erste habe ich im letzten Sommer beinahe ausschließlich gehört. Gestoßen bin ich auf ihn, weil der Rolling Stone mein Buch besprochen hat, weshalb ich im Zeitschriftenladen darin blättern wollte. Ging aber nicht, denn das Heft war eingeschweißt wegen einer Beilagen-CD mit einem Konzertmitschnitt Gisberts. Ich begann, mich mit seiner Musik zu beschäftigen, war begeistert von seinen Texten, wie seit langem nicht mehr.
gisbert 2Denn natürlich waren ich und die gut achthundert anderen nicht wegen des Weines oder des schönen Ambientes nach Erbach gekommen. Jedenfalls nicht zuvorderst. Auf der Mitte der Wiese stand ein Pavillonzelt mit einer niedrigen Bühne, vollgestellt mit Instrumenten. Gisbert gab sein alljährliches Heimspiel, und aus ganz Deutschland waren die Freunde seiner Musik sowie Familie gekommen, um ihm und seiner grandiosen Band an diesem wunderschönen Sommertag zuzuhören. Zwischendurch brachte ihm seine Oma ein Glas Wein, und Gisbert bat um einen Applaus für die zarte weißhaarige Dame, ohne die »wir heute alle nicht hier wären«. Die Oma lächelte selig, und alle anderen auch.
Das ist die Kunst Gisberts: Lieder zu schreiben, die fröhlich stimmen, so trübsinnig ihr Inhalt mitunter ist. Nicht zufällig verspricht er der Melancholie, daß sie ihn nie kleinkriegen werde. Das Konzert beginnt er dann auch gleich mit einem, wie er sagt, besonders melancholischen Song, dann haben wir es hinter uns. »Herzlichen Glückwunsch / Du hast alles verloren«. In Sommertag beschreibt er das lähmende Gefühl, nie wieder aus dem Sessel hochzukommen, in dem man es sich bequem gemacht hat, doch kaum klingelt das Telefon, ist man rasend schnell am Apparat – vielleicht wird man ja gebraucht. Und sowieso, wenn man sich einmal mit dem Dasein abgefunden hat, ist es eigentlich ganz schön. Eben wie ein wunderschöner Sommertag.gisbert 3
Gisbert zu Knyphausens Melodien sind leicht und sehr eingängig, die Arrangements nicht zu soft. Wer ihn mit Reinhard Mey vergleicht, den ich durchaus schätze, sieht nur die Gitarre und hat zudem was an den Ohren. Die ersten zwei deutschsprachigen Platten von Element of Crime sind ähnlich, und trotzdem ganz anders. Sven Regner begegnete der Schwermut zwar mit Humor, bloß ist der leicht zu überhören und dann wirken die Songs mitunter bräsig. Statt Ironie kommt bei Gisbert eine latente Fröhlichkeit zum Zuge. Selbst im Trennungsschmerz erinnert er sich an das Lachen der Verflossenen und bittet sie, dieses Lachen bei sich zu tragen, wenn sie geht, »ich mag es sehr«.  Manchmal ist er dann auch tieftraurig und untröstlich. Wenn jemand stirbt, na klar. Wobei, ganz am Ende von Seltsames Licht heißt es: »Aber wir sehen uns wieder ganz bestimmt. / Irgendwann.«
gisbert 4Gisbert, der »Freund von Klischees und funkelnden Sternen«, hat so seine Schwierigkeiten mit der Schwerkraft. Wo ist oben, wo unten? Singt Gisbert, nimmt er uns die Flugangst, auf daß uns allen wunderbare Flausen aus dem Kopf wachsen.
Das Konzert ist vorbei, aber keiner mag gehen. Es ist auch noch reichlich Wein da. Und am Himmel funkeln die Sterne. Es ist kühl geworden, am Ende eines Sommertages im Rheingau.
Selbst die skeptische adlige Verwandtschaft zeigt sich zufrieden. Am Imbißstand höre ich jemand hinter mir sagen, sie alle seien ja heilfroh, daß aus dem Gisbert doch noch was geworden sei.
Neuerdings wohnt Gisbert zu Knyphausen nach einigen Hamburger Jahren wieder in Berlin. Und am Freitag gibt er ein Konzert im Heimathafen Neukölln. Hingehen! Das ist ein Befehl.

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Die Entstehung der Nacht

goldiescheibenEs gibt nur wenige Bands neben den Beatles, die seit zwanzig Jahren zum Soundtrack meines Lebens gehören. Eine davon sind die Goldenen Zitronen. So begannen meine Versuche als Musikjournalist mit einem Interview mit Schorsch Kamerun und Ted Gaier. Daß mein damaliger Kompagnon Helge und ich überhaupt gefragt worden waren und zudem noch eine Vorabkassette des Albums Punkrock bekamen, war gelinde gesagt eine Sensation für uns. Das war fast so gut, wie ein Interview mit den Beatles in Aussicht gestellt zu bekommen. Weiterlesen

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Mach den Bibo!

Ostbahnhof, gegen Mitternacht:
lichtenberg
Gut, daß wir in die andere Richtung wollten.
Gekommen sind wir von einem wunderbaren Konzert, das Olli Schulz gestern im Ostbahnhof gegeben hat. Ich schätze ihn ja schon seit einigen Jahren, habe ihn aber unverständlicherweise immer wieder aus meiner Musikbox im Kopf verdrängt. Weiterlesen

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HDGDL

goszablumenkastenEs gibt Lieder, die man nie wieder vergißt. Man hört sie vielleicht jahrelang nicht, sie gehören aber trotzdem zum persönlichen Soundtrack und können zu entsprechenden Gelegenheiten abgerufen werden. Einer dieser Songs geistert inzwischen seit fünfzehn Jahren in meinem Musikboxkopf umher, er stammt von der insgesamt wunderbaren CD Beckett & Buddha, eins der schönsten Alben der frühen neunziger Jahre, nur leider kennt kaum jemand die Künstlerin. Barbara Gosza hat nicht nur schöne Lieder geschrieben, sondern singt diese auch großartig mit dunkler und doch klarer, emotionsgeladener Stimme. „Sometimes I like to hate you“, heißt es zu Beginn jenes Liedes, das ich so liebe (und das meine auch wirklich so), „sometimes I like to hate you, how much I long for you, how much away“, und damit ist die Misere schon gut angerissen, die schließlich in dem Kehrreim „Like a heartbeat you belong to me“ gipfelt. Weiterlesen

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Das Glück eines Liedes

maurenbrecherglueckIn letzter Zeit habe ich viel neue Musik gehört, über die ich gerne noch schreiben möchte. Eine alte Idee aufnehmend, möchte ich aber nicht ganze CDs besprechen, ich bin ja auch kein Plattenrezensent, ich möchte mich in meinen Fragmenten jeweils nur einem Lied widmen, obwohl die Auswahl da manchmal schwerfällt. So auch bei Manfred Maurenbrechers neuem, wirklich tollen Album Glück. Trotzdem habe ich mich für das zweite Stück entschieden. Augen habe ich zum ersten Mal gehört und sofort ins Herz geschlossen, als Manfred es neulich bei der Lesershow Wedding gesungen hat, was ja auch kein Wunder ist, schließlich besitze ich die CD erst seit diesem Abend, aber der Song selbst ist bereits vor einundzwanzig Jahren auf Maurenbrechers Album Schneller leben erschienen. Weiterlesen

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Midipop is back

konradalbumKonrad Endler hat mir seine neue CD Midipop Revival geschenkt, selbstgebrannt und mit einem liebvoll handbeklierten Cover, aber das macht überhaupt nix, denn es ist die beste CD, die ich seit langem gehört habe, und es ist eine Schande, daß es sie nicht mindestens an jeder Supermarktkasse zu kaufen gibt! Der Sound erinnert ein wenig an die Neue Deutsche Welle, aber mehr Richtung Foyer des Arts, die ja nie wirklich NDW waren. Die Songs sind alle großartig, und wären sie wirklich schon fünfundfünfzig Jahre alt, dann würden sie gewiß auf jeder Achtzigerjahrerevivalparty gespielt werden. Doch im Gegensatz zu den meisten Liedern von damals – ausgenommen denen von Ideal – sind Konrads Texte großartig, poetisch, scharf, liebevoll, lustig und weitsichtig. Weiterlesen

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