Six Feet Under

Gestern lief die allerletzte Folge von Six Feet Under, die ich für eines der besseren Erzeugnisse Fernsehschaffender halte. Das, was damals als Comedyreihe über eine Bestatterfamilie angekündigt wurde, hat sich als eine teilweise an Grenzen gehende Familienserie herausgestellt, die sich Zeit für die Entwicklung ihrer Figuren nimmt und immer auch ihre Ängste und Wünsche dokumentiert, so daß sie mit der Komplexität eines Romans durchaus mithalten kann. Zu einem der stärksten Momente gehört eine Folge, in der David Fisher, einer der Protagonisten, von einem Anhalter entführt und gequält wird. Die erlittenen Todesängste lassen ihn bis zum Ende der Serie nicht mehr los, obwohl es ihm schließlich doch noch gelingt, seine akute Angst zu überwinden. Die Allgegenwärtigkeit des Todes macht auch nicht vor der Familie Fisher halt, sie ist vielmehr das Movens dieser Erzählung. Sie beginnt mit dem Tod des Familienoberhauptes und endet Jahre später mit einem weiteren Tod, der die Familienmitglieder vorübergehend in eine abgrundtiefe Verzweiflung treibt, weshalb man nach der vorletzten Folge glauben muß, daß alles den Bach runtergehen würde, doch dann erscheint Zukunft doch noch als einzig mögliche Fortsetzung jenseits des Gezeigten. Ein elegisches Finale – untermalt von dem großartigen Song Breathe me von Sia – zeigt Claire Fisher bei ihrem Aufbruch gen Osten, nach New York, wo sie ihrem zuletzt stillstehendes Leben neuen Inhalt geben könnte. Dies allein wäre eine akzeptable Schlußsequenz für eine Serie, doch hier, wo es um das Leben mit den Toden von so viel Fremden ging, wird die Fahrt durch amerikanische Weiten zu einem deterministischen Weg in die Zukunft, denn während Claire fährt, werden die Sterbeszenen aller Protagonisten gezeigt, jeweils abgeschlossen durch das Einblenden der bis weit in dieses Jahrhundert hineinreichenden Lebensdaten, so wie vor eigentlich jeder Folge der Tod eines Menschen festgestellt worden ist.

Nur die letzte Folge fängt mit einer Geburt an. Denn letztlich ging es hier zwischen so vielen Toden doch vor allem ums Leben. Better Living Through Death. Die gezeigten Menschen wurden lebendig, ihre Handlungen nachvollziehbar, trotz der Distanz zum dargestellten Leben, das sich selbst im Umgang mit Toten stark von unserem mitteleuropäischen unterscheidet.

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