Kleinbär Knut

knut (c) thilo bockKleinbär Knut wurde heute der Öffentlichkeit vorgeführt. Und ich war auch da. Das Frühlingswetter schien sonnig ins Schlafzimmer und der Zoo ist nicht so weit, ich hatte sowieso nichts zu tun, also habe ich mich zwischen die professionellen und privaten Kameras aus aller Welt gestellt und natürlich auch meine eigene kleine Knipse gezückt. Dieser Eisbär ist aber auch niedlich, ein lebendiges Kuscheltier! So einen hätte hier jeder gerne zu Hause, aber bitte einen, der immer so klein und flauschig bleibt. Trotzdem ist es schon erstaunlich, daß ausgerechnet dieses Tierbaby weltberühmt geworden ist. Nun bin ich kein großer Tierfreund (ich esse die ja nicht mal!), aber heute im Zoo habe ich mich schon gefragt, ob man eine derartige Haltung unter ethischen Gesichtspunkten gutheißen kann. Ich weiß, daß das keine wahnsinnigen Erkenntnis ist, aber ich war seit acht Jahren nicht mehr im Zoo und investiere ansonsten auch wenige Gedanken dorthin, doch beim Anblick der ausgewachsen Eisbären, die entweder schläfrig in der Sonne liegen oder mit an Hospitalismus erinnernden Bewegungen beschäftigt sind, während ihre Artgenossen in freier Wildbahn bis zu 50 Kilometer am Tag zurücklegen, drängt sich mir schon die Frage auf, wieviel Würde eigentlich ein Tier verdient hat. Andererseits sind die Eisbären im Zoo geschützt, während sie insgesamt vom Aussterben bedroht werden. Und Knut wäre wohl nicht mehr am Leben, hätte sich Tierpfleger Thomas Dörflein nicht um das von Mutter Tosca verstoßene Bärenbaby rund um die Uhr gekümmert. Dieser Mann ist wie sein Pflegling zur unfreiwilligen Medienfigur geworden. Als stünden da nicht hunderte Menschen, als wären nicht zig Teleobjektive auf ihn gerichtet, liegt er gelassen im Sand neben dem kleinen Bären, läßt sich das Gesicht abschlecken, knufft und kuschelt, als würden Bilder wie diese tagtäglich in den Abendnachrichten aus aller Welt gezeigt. Das ist wahre Gelassenheit. Wenn man dagegen Umweltminister Gabriel sieht, der sich zum Paten des Bären gemacht, wohl auch, um von der Öffentlichkeit nicht vergessen zu werden! Erstaunlich, daß der Wowibär nicht dabei war, wo das doch knut so gewesen wäre im Selbstverständnis eines Berliner Bürgermeisters. Und der Zoochef, der mich stark an Käptn Blaubär erinnert hat, war auch bester Laune, Knut wird für einen großen Besucheransturm sorgen, seine Stofftierfassung verticken sie schon jetzt, Tassen und T-Shirts folgen in Kürze.

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