Berlin-Carré am Alexanderplatz, Berlin.
Alles
Le bon Bock
Rue Dancourt, Montmartre, Paris.
Richtlinienkompetenz
Da kannste lange warten
Herr P. ist heute geschäftlich in Berlin. Seine Firma bezahlt ihm ein anständiges Hotel hinterm Zoologischen Garten. Abends trifft er sich mit alten Freunden bei einem guten Italiener im Prenzlauer Berg zu treffen. Allzu spät soll er nicht werden, er muß Freitag früh raus. Ein Taxi will er vermeiden, so viel verdient er nicht. Einer der Freunde versichert, mit der BVG komme man auch nachts gut ans Ziel. Er druckt ihm ein paar Verbindungen aus. Herr P. guckt nur auf die jeweiligen Startzeiten, und das wird ihm leider zum Verhängnis werden.
Na ja, ans Ziel wird er ja kommen. Nur die Kosten für das Hotelzimmer hätte sich die Firma sparen können.
Herbert Wehners Badewasser
Träume ich etwa prophetisch? Neulich die Mubaraks bei meinen Eltern, und lange davor der Traum, in dem ich zu Besuch bei Hans-Dietrich Genscher war. Der Ex-Außenminister war ausgeraubt worden, es fehlten Geld sowie diverse Erinnerungsstücke, die insgesamt so absurd waren, daß ich sie nicht mehr zusammenkriege. Gut erinnere ich mich noch genau an ein Einmachglas – war es jetzt gestohlen oder noch da? Ich weiß es nicht – wohl weiß ich aber, was sich in ihm befunden hat: das Badewasser von Herbert Wehner. Nach dem Aufwachen lag ich einen halben Tag lang ehrfürchtig erstarrt in meinem Bett. Und heute lese ich bei der BZ, Diebe hätten aus Genschers Haus in Bonn diverse Erinnerungstücke geraubt. Von Wehners Wasser ist da zwar nicht die Rede, was aber sicherlich politische Gründe hat.
Eingesaut
Hierüber habe ich lange nachgedacht. Und ich weiß immer noch nicht, wie die das meinen. Darf man schmutzig hineingehen? Oder sauen sich die Realkunden regelmäßig in den Kabinen ein? Vielleicht ja mit Kartoffelsalat?
Mubarak
Wo’s ja gerade in Ägypten so abgeht, muß ich mal ein Geständnis machen. Ich habe neulich, also noch im letzten Jahr, von Mubarak geträumt. Und das ging so: Ich war zu Besuch bei meinen Eltern, die mir erklärten, Mubarak und sein Sohn seien auf der Terrasse. Und tatsächlich: Draußen tanzten zwei Männer ihre Hemden schwenkend mit nackten Oberkörpern um den Tisch herum. Der ältere war etwas fülliger und der andere sah aus wie dieser Schönling aus diesem Bohlencasting (wie hieß der gleich? Fadi Äh-Malouf oder so). Mehr weiß ich nicht mehr, aber ich ahne, wo Mubarak klingeln wird, wenn er dann demnächst abtritt. Vielleicht baut er meinen Eltern ja zum Dank für die Aufnahme ‘ne Pyramide in den Garten.
Macht nix
Habe mir vorgestern Nirvanas Nevermind gekauft. Die hatte ich bislang nur als Kassette. Dachte, wird mal Zeit, das Werk in meine Sammlung einzureihen. 1992 war ich kurz davor, in Prag eine billige tschechische Pressung zu erwerben. Woran das gescheitert ist, weiß ich nicht mehr. Nevermind ist vor zwanzig Jahren erschienen. Ich weiß noch, wie ich die Platte kurz nach Erscheinen bei einem Freund das erste Mal gehört habe. Damals hieß es, Nirvana wären das nächste große Ding. Ich fand ja Hole besser.
Hähnchendönerpizza
… ausgelöffelt, abgerockt …
Ich glaube, früher war ich empfänglicher für Musik. Ständig gab es ein Lied, das ich immer wieder hören wollte. Meistens habe ich mir das dazugehörige Album besorgt und zum Knistern gebracht hat. Dieses Früher ist gar nicht mal so lange her. Heute komme ich mit sehr wenig neuer Musik aus. Die Stille hat auch seine Vorteile.
Manchmal bekomme ich CDs geschenkt, oft sogar von denen, die darauf singen. Das freut mich und ich höre die Werke mit Wohlwollen. Glücklicherweise kenne ich fast nur Leute, die wissen, was sie tun.
Und so landete vor einigen Wochen die neue CD von Mutabor in meinem Abspielgerät. Wo sie bis heute geblieben ist. Das Blaue ist ein rundum gelungenes Album. Poppig, doch nicht zu seicht, gut gelaunt, aber nicht schunkelig. Einer der Smashhits unter den zwölf hitverdächtigen Liedern ist Jamma (gibt’s hier als Video anzuschauen). „Ich bin ausgelöffelt, abgerockt, ich bin mies drauf, ich hab überhaupt keinen Bock“, heißt es dort, und es gibt Momente, an denen man das unbedingt mitsingen möchte. Raffiniert daran ist, daß es der Song kein Bißchen schwermütig ist, sondern ziemlich fröhlich macht. So verhält es sich mit der gesamten Platte. „Viva la humanidad“ ruft Axl Makana. Wenn man erkannt hat, daß das System Mensch gescheitert ist, kann man viel besser mit der eigenen Misere umgehen. Und beschwingt zwischen den Ruinen der Realität tanzen. Natürlich zu der Musik von Mutabor.
Mutabor: Das Blaue. Im Vertrieb von Buschfunk. http://mutabornet.de
Übrigens wird Axl Makana am 26. Dezember zusammen mit mir Dichter als Goethe sein.