Unser Freund das Atom

Kaum hat man Wewelsfleth in nördlicher Richtung verlassen, kommt einem die am Horizont drohende ›Moschee‹ (Stipendiatensprech, späte achtziger, früher neunziger Jahre) in den Blick: das Atomkraftwerk Brokdorf. Und spaziert man die Elbe Richtung Mündung entlang, steht man sogar sehr bald davor. Dem AKW ist hier in der Wilstermarsch nicht zu entkommen. Und in der wöchentlichen Anzeigenzeitung Dat Keesblatt mahnt Brokdorfs Bürgermeister in einem eindringlichen Appell eine »ideologiefreie Energiepolitik« an. Kernkraftwerke seien wichtige Arbeitgeber. Sie abzuschalten würde katastrophale Folgen für die jeweilige Region haben.

Beim Einräumen der Geschirrspülmaschine frage ich mich, ob es unter solchen Bedingungen vielleicht wirklich okay ist, Atomstrom zu benutzen, schließlich ist das der Strom von hier. Für den mußten keine langen Leitungen gelegt werden, der kommt hier direkt vom Erzeuger. Oder ist alles, was hier tue, sobald Strom dafür gebraucht wird, also die Musik, die ich höre, das Internet, mein Sektquirl und vor allem die Texte, die ich schreibe – ist das alles schon völlig verstrahlt?

Ich bleibe dran, eine Besichtigung ist geplant. Bei einem manipulativen informativen Vortrag soll es dort kostenlos Frühstück geben. Vielleicht ja mit Gemüse aus dem AKW-Garten.

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