Über die Dörfer der ferneren Umgebung

Derzeit wohne ich voll im Dorf. Mitten drin in Wewelsfleth. Immerhin halten direkt neben dem Haus gefühlt andauernd Busse. Zumindest morgens und mittags. Für Schulkinder. An der Haltstelle hängen mehrere Fahrpläne jeweils für die ganze Strecke. Allerdings muss man sie genauestens studieren, weil die Linienführung variiert. Der 6531er, der um sechs Uhr 49 am Markt in Glückstadt startet, fährt nicht über die Kaserne, dafür über Borsfleth und Wewelsfleth, wo er auch endet. Weiterlesen

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Der Abgrund unter Berlin

Berlin hat eine neue Attraktion. Besser gesagt: Die Berliner U-Bahn ist um eine Skurrilität reicher. Denn zumindest in der U2 werden die Stationen seit Neuestem von sogenannten Prominenten angesagt. Das lässt einen schnell mal von der Bank rutschen, sollte man das Glück eines Sitzplatzes haben bei gleichzeitigem Entschluss gegen Eigenberieselung. Weil man  vielleicht lesen möchte. Und sogleich schallt es einem fröhlich entgegen: »Hallo hier spricht Dieter Hallervorden. Bei der nächsten Station wartet auf Sie die Kuh Elsa. Und die nächste Station ist – Mohrenstraße.«
Was hat der Meister des Blackfacings da gerade gesagt? Palim palim? Und warum um Himmels Willen? Wirklich lange nachdenken lässt sich darüber nicht. Es sei denn, man steigt aus, um die Kuh Elsa nicht länger warten zu lassen. Die Kuh Elsa stammt übrigens aus ‘m alten Witz vom Didi, und der Witz hat einen noch längeren Bart als der Weihnachtsmann.
Bleibt man jedoch sitzen, radebrecht einem Anastejjscha entgegen, dass die »nächstäh Stazion hisst statt Mitte«. Wobei damit schon zwei der prominenteren Teilnehmer dieses abgrundtiefen Spektakels genannt worden sind. Denn die meisten Promis sind so bekannt, dass sie ihren Beruf dazusagen müssen, damit man sie einigermaßen einordnen kann.
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Die Letzten werden die Ärzte sein

Cover_AerzteEs gibt ein neues Buch! Daniela Böhle und Paul Bokowski haben eine Anthologie herausgegeben, voll mit kranken Geschichten. Zwei davon habe ich geschrieben. Die Letzten werden die Ärzte sein ist der ideale Begleiter ins Wartezimmer. Ein angemessenes Geschenk für gute Genesungswünsche. Und selbst Ärzte können hier garantiert auch was lernen.
Wie immer zu erwerben beim Buchhändler Eures Vertrauens oder direkt beim Verlag.

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Wir provinziellen Spießer

Yeah, das hätte ich dieser Stadt gar nicht zugetraut! Der Horizont der meisten Berlinerinnen und Berliner geht also doch weiter als bis zum Gartenzaun und reicht über die gesamte Weite des Tempelhofer Feldes. Und auch der Urberliner Taxifahrer muss seinen Standpunkt neu überdenken. Er meinte nämlich, all die Neuberliner würden sich nicht für ihre Stadt interessieren und nur provinziell denken – Dorfstraße hoch, Dorfstraße runter, Ende Gelände. Und ich dachte immer, Taxifahrer hätte eine gute Menschenkenntnis. Na ja, mich hat er ja ooch für einen Zugezogenen gehalten.
Wahrscheinlich wollte einfach niemand die Beschimpfung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh auf sich sitzen lassen, der vor ein paar Tagen den Bebauungsgegnern »provinzielle Spießigkeit« vorgeworfen hatte. Wo ja das, was das Feld auszeichnet, vieles ist, nur nicht egoistisch. Es gibt in Berlin wohl keinen anderen Ort, an dem so viele Leute sie selbst sein können, ohne andere zu belästigen.

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Mein neuer Roman

Ich bin so aufgeregt wie zuletzt als Kind vier Tage vor Weihnachten.
Denn mein neuer Roman Tempelhofer Feld wird momentan ganz gut angenommen. Gefühlt andauert spaziere ich mit Journalistinnen und Fotografen über den Gegenstand des Buches, das Radio Fritz einen »sprachlich feinen Freiluftroman« genannt hat.
Aber zuvorderst sollen Bücher ja gelesen werden. Deshalb gehe ich mit gutem Beispiel voran und lese mein eigenes vor. Nicht alles, weil ich ja im Laufe des Abends noch auf ihn anstoßen will. Unter anderem mit Jakob Hein, der gesagt hat, Tempelhofer Feld sei »wie gemacht für diesen Sommer«. Am Dienstag im Heimathafen Neukölln wird er aufpassen, dass ich nicht zu viel daraus vorlese und mich vermutlich in ein Gespräch verwickeln.

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Berlin, der Dritte

tempelhofer_feldbildWiederholungstäter, der ich bin, habe ich erneut einen Roman geschrieben. Er erscheint heute in zwei Wochen, heißt  Tempelhofer Feld und ist ein Freiluftroman, der ausschließlich auf der titelgebenden Stelle spielt. Aus bestimmten Gründen, die man nur erfährt, wenn man alle drei Romane von mir gelesen hat, ist Tempelhofer Feld der Abschluß einer Berlintrilogie.
Werde ich danach weitere Romane über Berlin schreiben? Mal gucken. Fakt ist: Ich kenne mich in Berlin am besten aus, aber irgendwie haben Bücher, die in dieser Stadt spielen, einen nicht allzu guten Ruf. In Deutschland werden eben lieber Romane gelesen, die in der deutschen Provinz spielen oder in New York.
Aber ich war noch niemals in New York. Und meine Provinz ist und bleibt Berlin.
Näheres über Tempelhofer Feld inklusive einer Leseprobe gibt es auf der Webseite des Verlags.
Und immer schön beim Buchhändler des Vertrauens kaufen, sonst ist der irgendwann nicht mehr da, sondern ein Automatencasino.

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Alles nur geträumt, aber hallo!

Eine Band, vielleicht Level 42 oder die Teens, auf jeden Fall drahtige junge Männer mit kurzen Haaren, geben ein Konzert und machen heftig Alarm. Die Bühne befindet sich in der Mitte einer gut gefüllten Halle. Ein Gast drängt sich durchs Publikum zu ihnen herauf, was ihm mit gelingt. Er ist weder jung, noch schlank, zudem läuft ihm an den Schläfen Schweiß hinab. Der Sänger kündigt ihn euphorisch an: »Ladies and Gentlemen – Mr. Muhammad Ali!« Alles jubelt. Muhammad Ali (ja, genau, der Boxer) reckt einen Arm und schmeißt sich zum Gepolter der Band ins aufjauchzende Publikum. Stage Diving!

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Be a Touristenattraktion

fototouriWim Wenders hat mal in einem Interview erzählt, wie er beim Überqueren der Kantstraße hörte, daß der Stadtbilderklärer in einem vorbeifahrenden Touristenbus sagte: »Und rechts überquert Wim Wenders die Straße.« Daraufhin habe er sich gefragt, ob er nun regelmäßig über die Kantstraße müsse – so als Touristenattraktion.
Inzwischen sind wir in Berlin Lebenden generell zu Touristenattraktionen geworden. Man fotografiert uns einfach und ohne uns zu fragen. So wie auch dieser, die  deutsche Sprache nicht beherrschende junge Mann. Als ich ihn auf englisch darauf hinwies, daß man Menschen vorher fragen sollte, bevor man sie knipst, hat er geantwortet, höfliche Menschen würde er durchaus fragen. Deswegen habe ich ihn auch nicht gefragt, als ich dann abgedrückt habe. Trotzdem respektiere ich seine Privatsphäre. Aus diesem Grund ist sein Gesicht unkenntlich gemacht.

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Ein Segen

Ich bin entzückt! Connie Haag hat mein neues Buch Dichter als Goethe für den ekz.bibliotheksservice gesichtet und gelobt. Das ist nicht Feuilleton, das ist viel besser. Weil hier nicht fürs Regal von Leuten, die was auf sich halten, eingekauft wird, sondern für die Büchereien dieses Landes. Daher erlaube ich mir, komplett zu zitieren:
Thilo Bock ist ein Segen über den Radius der Berliner Lesebühnen hinaus. Jetzt hat er das Motto seiner regelmäßig in der Hauptstadt vor entzücktem Publikum abgehaltenen „Randkulturveranstaltungen“ zum Buchtitel erhoben und 33 Geschichten plus eine lyrische Zugabe publiziert: Weiterlesen

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