Zugegeben, ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt für Autorennachwuchs, einem Haus, in dem ein ganz Großer einst mit Wucht geschrieben und gelebt hat.
An dem Tag, an dem Günter Grass gestorben ist, saß ich in seinem ehemaligen Arbeitszimmer, einem barocken, saalartigen Raum mit glasierten Bodenfliesen, im Rücken ein lange stillgelegter, auf 1698 datierter Kamin, vor den Fenstern die Wewelsflether Dorfkirche von 1593. Der freie Blick wird behindert von einem noch blattlosen Walnussbaum, den Grass 1974 anlässlich der Geburt seiner Tochter Helene gepflanzt hat.
An dem Tag, an dem Günter Grass gestorben ist und ich in seinem vormaligen Zimmer saß, habe ich nicht geschrieben. Ich habe ferngesehen – in dem Zimmer, in dem er am Butt-Manuskript gearbeitet hat! Jetzt steht da, etwas verschämt in der Ecke, ein riesiger Flachbildschirm. Den habe nicht ich dort platziert, das geschah im Auftrag der Akademie der Künste, deren Präsident Grass einst war und der er das Haus, in dem ich derzeit wohnen darf, vor dreißig Jahren geschenkt hat. Weiterlesen →